Bericht: EU-Chipbranche wird ihre Ziele deutlich verfehlen

von | Apr. 2025

Europäischer Rechnungshof sieht neben zu geringen Investitionen den Rohstoffzugang als Hindernis.

Kaum ein elektronisches Gerät oder Fahrzeug kommt heute ohne Mikrochips aus, vom Handy über die Waschmaschine bis zum Auto. Spätestens die Versorgungsengpässe im Zuge der Corona-Pandemie haben deutlich aufgezeigt, wie zentral diese Hightech-Komponenten für die weltweite Wirtschaft sind – aber auch, wie anfällig die Lieferketten sind. Um ihre Resilienz in diesem Sektor zu stärken, brachte die EU Anfang 2022 den European Chips Act auf den Weg (wir berichteten). Dieses Gesetz sieht vor, dass der Staatenblock seinen Anteil an der globalen Chipproduktion bis 2030 auf 20 Prozent verdoppelt. Doch wie jetzt ein Bericht des Europäischen Rechnungshofs zeigt, wird das ehrgeizige Ziel wahrscheinlich deutlich verfehlt – allenfalls 11,7 Prozent wären mit dem bisherigen Tempo möglich.

So bemängeln die Prüfer vor allem, dass EU-Länder und Privatwirtschaft den Großteil der nötigen Investitionen stemmen müssen. Die EU-Kommission stelle deutlich weniger Mittel bereit: nur etwa fünf Prozent der rund 86 Milliarden Euro, die der Chips Act bis 2030 vorsieht. Zudem sei diese Summe im globalen Vergleich minimal, denn führende Chiphersteller wie TSMC, Samsung und Intel hätten allein zwischen 2020 und 2023 rund 425 Milliarden US-Dollar investiert. Allerdings habe die EU-Kommission auch nicht genügend Befugnisse, um die nationalen Investitionen zu koordinieren, heißt es weiter.

Rohstoffzugang und geopolitische Spannungen gefährden EU-Chipbranche

Als weitere Herausforderung identifizieren die Autoren neben Fachkräftemangel und den hohen Energiekosten in der EU den Zugang zu Rohstoffen. Die Abhängigkeit von ausländischen Herstellern sei hoch und die Lieferketten durch die Auswirkungen geopolitischer Spannungen gefährdet. Raffiniertes Gallium etwa, das die Energieeffizienz von Chips steigern kann, stammt zu 95 Prozent aus China. Eine enorme Bedeutung für die Versorgungsketten habe auch Taiwan, Sitz des Mikrochip-Giganten TSMC. Der Konflikt zwischen den beiden Ländern sorge für eine anhaltende Unsicherheit in der Branche, befinden die Prüfer.

Zwar habe das Chip-Gesetz der heimischen Branche neuen Schwung verliehen, lautet das Fazit des Berichts. Doch müsse es nun dringend einem Realitätscheck unterzogen und nachjustiert werden, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können.

Lesen Sie mehr: Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen die Prüfer im letzten Sommer bezüglich der EU-Ziele für den umweltfreundlichen Energieträger grüner Wasserstoff (wir berichteten).

Photo: kemalbas, wooyaa via Canva

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